6. Der alltägliche Alltag
Es sind jetzt 2 Monate vergangen seitdem ich aus Deutschland ausgereist bin. Den groben Rahmen von meiner Zeit habe ich euch bisher ja gegeben. Da gab es einmal das On-Arrival, die Familie und das Projekt, das Ankommen und die ersten Eindrücke.
Das Projekt werde ich noch nachschieben, da die Leitung das erst noch absegnen muss. Da es hier sehr hierarchisch zugeht, muss mein Beitrag eine recht lange Kette durchlaufen, was etwas Zeit benötigt ^^ also: Gehabt euch in Geduld meine Freunde!
Somit bin erstmal fertig mit dem Rückblick und meiner Erklärung des Rahmens in dem ich mich hier in Indien bewege.

Ab jetzt berichte ich euch von besonderen Erlebnissen in meinem – ja doch recht – langweiligen Alltag. Damit ihr einen kleinen Einblick in meinem Alltag bekommt… Bitte! Aber ich habe euch gewarnt :D

Aufstehen tue ich gegen 7/7.15, mache mich fertig, Frühstücke und jaaa…. Ich packe meine Schulsachen zusammen… so wie mein kleiner Gastbruder Om ^^
Um 8/8.15 verlasse ich dann das Haus um mit meinem, etwas in die Jahre gekommenen, Fahrrad zu meinem Projekt zu fahren. Jeden Tag ist es eine spannende Reise, denn man weiß nicht, was einem auf dem Weg alles begegnet oder fast umfährt, umläuft oder auf dich drauffällt…^^ Aber es ist die schnellste Methode um zur Schule zu kommen, es hält halbwegs gesund und es macht mir Spaß. Also fahre ich meine halbe Stunde zum Projekt, wo ich erstmal mein Shirt gegen ein Hemd tausche.
Im Projekt kann dann alles Mögliche passieren. Ich werde gefragt zu unterrichten, irgendwas auszuarbeiten oder mitzuhelfen. Meistens habe ich den Vormittag aber frei und suche mir meine Aufgaben selber. Unterrichtsbesuche, Gitarre reparieren oder spielen, Kannada lernen oder meine Stunden vorbereiten. Am Nachmittag unterrichte ich dann - MEISTENS. Es ist hier alles etwas spontan. Deswegen kann ich nur das aufschreiben, was am HÄUFIGSTENS passiert. Es kam auch schon vor, dass ich 3/4 Stunden die Vorschule betreut habe. Dort sind Kinder von 4 bis 6 Jahren und ich unterstütze die Lehrerinnen und Lehrer.
Nach 8 Stunden Arbeit, von 9 bis 17.30 (mit Pause) fahre ich dann wieder eine halbe Stunde zurück. Meistens bin ich dann so gegen 18 Uhr zurück, dusche direkt oder mache vorher noch Sport.
Wir drei haben uns nämliche eine Hantelstange mit Gewichten gekauft und machen Sport auf unserem Flachdach. Das Sportlern bringt runter, lässt ein über seinen Tag nachdenken und macht Spaß. Nebenbei nimmt man auch nicht zu ^^, denn um 20 Uhr gibt es ChaiTee und Kekse und um 21 Uhr dann reichlich Essen. Ich werde hier eh vollgestopft mit allem Möglichen!! So viel Sport kann ich gar nicht machen, um das wieder los zu werden!!

Ja und nach dem Essen gehe ich in mein Zimmer, nach oben. Schaue mir einen Film an, Lese oder schreibe Blockeinträge. Ihr merkt, irgendwie ist mein Alltag nicht sonderlich spannend.
Aber im Laufe des einen oder anderen Tages passieren dann doch noch mal ungewöhnlichere Dinge als sonst. So werde ich mit meinem Fahrrad angehalten nur um ein Selfie zu machen. Oder Ich bekomme beim Tomatenkauf erstmal 250 Gramm mehr dazu, einfach so. Dazu kommen natürlich noch die Wochenenden, an denen ich entweder komplett rum Gammel um mal auszuspannen und mich auf die nächste Woche vorzubereiten oder wir fahren für einen Kurztrip in die Bangalore Umgebung oder für ein verlängertes Wochenende nach Kidnapper.
Es ist schon spannend. Aber ich merke, dass hier die Sonne und der Himmel, die gleiche Sonne und der gleiche Himmel wie in Deutschland sind. Auch der Alltag ist ein Alltag. Zwar in einer anderen Form als mein damaliger in Deutschland, aber doch ein Alltag. Ich habe das Gefühl schon ziemlich angekommen zu sein. Das ist echt schön, aber natürlich gibt es auch Dinge die mich aufregen und nicht in Ruhe lassen. Der Smog und der Gestank beim Fahrradfahren beispielsweise und dazu dann noch der Verkehr, nerven tierisch. Auch wenn man nur so unterwegs ist. Es ist lauter, voller und enger. Das Dorfkind in mir wünscht sich seinen Balkon mit schönem ruhigem Ausblick auf den alten Aldi und das dänische Bettenlager zurück. ^^‘
Im Ganzen betrachtet kann ich jedoch sagen: Geil! Und ich bin froh gegangen zu sein…. Warum, erzähle ich euch in meinem nächsten Eintrag ausführlicher!

Grüße :)
Philippo