12. Bangaluru
Bangalore
Wo gehst du denn genau hin, wenn du in Indien bist? In ein Dorf? Kleinstadt? Großstadt? Metropole?

Das habe ich mich in meiner Vorbereitungszeit auch oft gefragt. Die Frage wurde auch oft von Freunden, Verwandten und Spendern gestellt. Ich wusste es nicht zu 100%!

Ich wusste, dass es wohl in den Süden Indiens geht, aber wohin genau…
Klar konnte ich Präferenzen angeben, aber ich wusste schon, dass nicht alle berücksichtigt werden können. Ich habe Großstadt angegeben, denn ich war ein wenig gelangweilt von Bad Gandersheim, meinem kleinen Dörfchen. Ich spielte ja schon immer mit dem Gedanken in eine größere Stadt zu ziehen um zu Arbeiten oder zu Studieren.

Ich gab also Großstadt an, die es in Südindien schon recht häufig gab. Bei einer Population von knapp 1,3 MILLIARDEN Menschen musste es größere Ballungsgebiete geben. Und natürlich gibt es diese auch. Meine Organisation AFS hat mich gemäß meiner Präferenzen dann nach BANGALORE geschickt.

Bangalore ist heutzutage die Hauptstadt Karnatakas, des reichsten Staates Indiens. Es ist im Osten Karnatakas gelegen und im Zentrum Indiens. Karnataka selbst zieht sich relativ weit nach Norden, die Westküste hoch und dehnt sich weit ins Landesinnere Indiens hinein. Karnataka grenzt an den Stadt Kerala, der im Süden liegt, an Maharashtra, im Norden, wo die Hauptstadt Mumbai gelegen ist, an Teleangana, im Nordosten Karnatakas und im direkten Zentrum Indiens liegt. Darüber hinaus grenzen Andra Pradesh östlich an Karnataka und Tamil Nadu, im Süd-Osten an Karnataka.

Karnataka und Tamil Nadu liegen seit Jahrzehnten im Streit um den Fluss Cauvery, der die Wasserhauptversorgung für BEIDE Staaten sichert. 2016 kam es deshalb zu Ausschreitungen in Bangalore und in Städten in Tamil Nadu, bei denen in Bangalore Fahrzeuge aus Tamil Nadu angezündet worden sind und sich riesige Menschenmengen versammelt haben um gewalttätig zu protestieren.
Diese Reaktion spiegelt die Angst und die Unzufriedenheit der ländlichen Bevölkerung wieder, die durch den Wassermangel ständig in Angst um ihre Existenz leben müssen. Denn ohne das Wasser können die Bauern ihre Felder im trockenen Süden nicht bestellen. Besonders, wenn der Monsun nicht regenreich ist, kommen die Bauern in Not. 2016 war einer der regenärmsten Jahre Indiens und somit wurde die Not noch drastischer. Es kam eben zu solchen Ausschreitungen und Protesten. Tamil Nadu und Karnataka stehen einem ernsthaften Problem für die Zukunft gegenüber, dass sie lösen müssen.

Bangalore war äußerst wasserreich, aber die Urbanisierung und den technischen Fortschritt des Landes und der Stadt, wurde auf Kosten der Umwelt erbaut.
Bangalore hat die Hälfte der Seen verloren, das es einst hatte. Und auch die
Begrünung durch Parks und umliegende Wälder wurde nach und nach weniger. Ich habe einen Interessanten Artikel dazu in der Zeitung The Hindu gelesen, der die Lage der Seen und Grünanlagen vor 50/60 Jahren zeigte und im Vergleich zu 2015.
Die Briten haben in der Kolonialzeit viele Grünanlagen, Alleen und Seen angelegt, die heute durch Umweltverschmutzung und Missachtung der Natur heute entweder gar nicht mehr existieren oder so sehr verschmutzt sind, dass sie stinken und voller Trauer daliegen.

Bangalore hat einen uuuuunglaublichen Sprung gemacht. In 15 Jahren hat sich die Bevölkerung verdoppelt!
Von knapp 5 Millionen Menschen 2001 auf knapp 10 Millionen! Durch riesige IT Firmen, aber auch durch einen großen Militärstützpunkt, hat sich Bangalore immer weiterentwickelt. Leider trifft das auf die Infrastruktur von Bangalore nicht zu. Es gibt viele, sehr miserable Straßen, die Straßen, die gut sind, sind überfüllt und es herrscht Chaos und Stau. Die Rush-Hour, in der jeder die größeren Straßen benutzt, ist grauenhaft. Um in die Innenstadt zu kommen muss man 45 Minuten bis 2 STUNDEN einplanen. Es kommt ganz darauf an, wann man mit dem Bus (oder Taxi, macht dann keinen Unterschied mehr) los fährt. Es gibt eine riesige U-Bahn Projekt, das nach und nach fertig gestellt wird. Aber die Stadtverwaltung trifft auf Probleme mit dem Boden, was die Arbeiten sehr erschwert! Es gibt 2 Linien, die sich kreuzen. Aber man merkt, dass die riesigen Gebäude für wesentlich mehr Menschen und Linien ausgelegt sind. In weiteren 5 Jahren, wird die U-Bahn (hoffentlich) den Verkehr entlasten und so die Stadt verschönern. Keine Staus mehr, weniger Luftverschmutzung – sprich eine komplette Entlastung für den Verkehr, eine gute/bessere Alternative!

Aber WENN man es ENDLICH mal ins Stadtzentrum geschafft hat, bietet Bangalore einen ALLES. Von riesigen Malls, in denen man westlich einkaufen kann, bis hin zu traditionellen Märkten und Staßenbasaren, auf den man einfach alles bekommt – nur billiger, weil gefälscht! ^^
Dazu hat man in Bangalore die Möglichkeit billig und sehr gut essen zu gehen. Das trifft auf fast ganz Indien zu, aber Bangalore bietet einem Flair an, dass ich kaum wo anders in Indien gespürt habe.

Es ist die Mischung aus vielen jungen, internationalen Menschen kombiniert mit den alten, traditionellen Bangalore. Es stehen westliche Restaurants, neben den einfachen, indischen Straßenständen. Und beide sind sehr gut besucht!
Es ist die Mischung aus Reichtum durch Unternehmen und die hoffnungsvolle Armut, die die Menschen versuchen hier zu entkommen. Die ich sehe, wenn ich in meinem Projekt arbeite und mich mit den Kindern unterhalte.

Es gibt eine riesige Partyszene, mit so vielen Menschen, aus so vielen verschiedenen Ländern. Diese Stadt hat einfach alles. Aber was mich besonders fasziniert ist, ist, dass ich bisher nur Menschen getroffen habe, die positiv und hoffnungsvoll sind. Die zufrieden sind. Es sind so viele Leben hier in Bangalore, so viele Geschichten und Gesichter zu diesen.

Bangalore ist Zukunft. Zukunft für die, die schlau sind. Damit meine ich nicht unbedingt einen Collegabschluss! Ich meine schlau! Solche, die die Chance erkennen und nutzen, werden hier erfolgreich sein. Ein Business aufbauen, ein Collegeabschluss machen, einer Firma beitreten und sich hocharbeiten. Bangalore hat viel Potential, viel Potential nach oben, aber so wie es in Städten nun mal ist, auch nach unten.

Ich habe mich glaube ich in diese Stadt verliebt. Ich kann verstehen, warum Menschen ein Leben lang in Städten wohnen und ihr Glück suchen. Es gibt so viele Möglichkeiten.
In diesem Sinne!
Euer Philipp ;)