Montag, 24. April 2017
13. Neue Aufgaben zum Ende
Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Ich weiß, lang ist es her und ja ein bisschen schäme ich mich auch, aber dieser Blog ist nun mal meine Art von Tagebuch. Wohl eher Wochen oder Monatsbuch…
Nun was gibt es denn neues?

Ich habe meine Arbeit in der Vorschule aufgegeben und habe eine neue Aufgabe in SUKRUPA übernommen. Da uns nun ein Computerraum zur Verfügung steht, wurde ich mit der Aufgabe betraut, dort zu lehren.

Es steht mir außerdem ein Smart-TV zur Verfügung. Mit Computern und Fernseher habe ich mir eine (glaube ich) spannende Unterrichtsgestaltung ausgedacht.
Mir wurden zu Anfang Themen der einzelnen Klassen gegeben, die im Schuljahr abgearbeitet wurden. In jeder 40 minütiger Schulstunde habe ich erst 30 min ein Thema behandelt. Mal war es ein Thema, dass die Kinder schon einmal hatte, wie das Mughal Empire, oder doch was komplett Neues über die Umwelt. Ich konnte meinen Unterricht frei gestalten und tun was immer ich wollte. Es ist echt klasse so unabhängig alles gestalten zu können.
Damit die Kinder aber nicht das Interesse und die Motivation verlieren, gab es am Ende manchmal noch eine Folge Mr. Bean oder andere lustige Videos!

Auch hier ist es immer ein auf und ab. Mal so mal so. Mal sind die Kinder ruhig und konzentriert, hören mir zu und sind motiviert, mal wollen sie nur Mr. Bean gucken und quatschen die gaaaanze Zeit durch!

Aber es ist schön gewesen. Mittlerweile sind auch schon Sommerferien und ich habe keine Schüler mehr, die mir meine Nerven rauben.
Stattdessen baue ich die Videomediatek noch weiter aus. Ich downloade mit dem Wlan im Büro Videos, die die Lehrer und vielleicht auch die nächsten Freiwilligen benutzen können. Mittlerweile habe ich Videos für Englisch, Mathe, Umwelt, Geschichte, Politik, Allgemeinwissen, Spaßvideos, und Experimente rausgesucht. Dazu kommt ein YouTube-Account den ich eingerichtet habe. Mit diesem ist es möglich weitere Videokanäle anzuschauen und den Kindern noch mehr hochwertige Lehrvideos zu zeigen.

Die Inder haben ein ziemlich gut gefülltes Curriculum und viele Lehrer oder Studenten bieten Lehrvideos auf YouTube an. Ich denke, dass das etwas damit zu tun hat, dass es mehr Privatschulen gibt, und somit noch mehr Wert auf moderne Lehrmethoden gelegt wird. (Ist aber nur eine Vermutung).

Jedenfalls ist es schön zu wissen, dass ich etwas mache, dass etwas länger währt. Natürlich hoffe ich, dass die Kinder sich lange an mich erinnern, aber Erinnerungen verblassen nun mal auch…
Jetzt schreibe ich gleich noch meinen Endbericht für die Schule, in dem ich wohl auch noch ein bisschen Kritik äußern werde. Es gab in den letzten Wochen nämlich noch viele Unruhen, die ich erstmal in meinem Kopf analysieren muss, bevor ich euch mehr darüber erzählen kann.

Ich hoffe, dass das kleine Update euch gefallen hat. Ich hoffe ich werde bevor ich abreise noch mehr schreiben. Es geht mir viel durch den Kopf, denn das Jahr ist schon bald zu Ende. Es dringen jetzt schon vergangene Erinnerungen in meinen Kopf, die ich ganz zu Anfang gemacht habe. Seltsam… hier konnte ich meine Entwicklung wirklich mitverfolgen. Ich habe mich sehr auf mich konzentriert und versucht zu sehen, wo meine Stärken liegen, wo die Schwächen, was mir gefällt und nicht. Und ich glaube, dass ich ein bisschen mehr Selbsterkenntnis dazu gewonnen habe. Manchmal schätzt man sich komplett anders ein, und dann PUFF, erkennt man, dass man doch eigentlich anders gestrickt ist. Es ist spannend und ein bisschen angsteinflößend.

Ich bin gespannt auf Deutschland. Auf Deutschland, meine Familie, meine Freunde und die Wirkung die wir gegenseitig auf einander haben. Trotzdem sehe ich dem ganzen entspannt entgegen. Spontanität habe ich nämlich hier in Indien gelernt. Man plant alles im Kopf durch und dann entwickelt sich doch alles anders, aber ich bin entspannt und lass mich mal mittreiben…

Damit entspannte Grüße aus dem sonnigen Indien
Euer Philipp :)



Freitag, 3. März 2017
12. Bangaluru
Bangalore
Wo gehst du denn genau hin, wenn du in Indien bist? In ein Dorf? Kleinstadt? Großstadt? Metropole?

Das habe ich mich in meiner Vorbereitungszeit auch oft gefragt. Die Frage wurde auch oft von Freunden, Verwandten und Spendern gestellt. Ich wusste es nicht zu 100%!

Ich wusste, dass es wohl in den Süden Indiens geht, aber wohin genau…
Klar konnte ich Präferenzen angeben, aber ich wusste schon, dass nicht alle berücksichtigt werden können. Ich habe Großstadt angegeben, denn ich war ein wenig gelangweilt von Bad Gandersheim, meinem kleinen Dörfchen. Ich spielte ja schon immer mit dem Gedanken in eine größere Stadt zu ziehen um zu Arbeiten oder zu Studieren.

Ich gab also Großstadt an, die es in Südindien schon recht häufig gab. Bei einer Population von knapp 1,3 MILLIARDEN Menschen musste es größere Ballungsgebiete geben. Und natürlich gibt es diese auch. Meine Organisation AFS hat mich gemäß meiner Präferenzen dann nach BANGALORE geschickt.

Bangalore ist heutzutage die Hauptstadt Karnatakas, des reichsten Staates Indiens. Es ist im Osten Karnatakas gelegen und im Zentrum Indiens. Karnataka selbst zieht sich relativ weit nach Norden, die Westküste hoch und dehnt sich weit ins Landesinnere Indiens hinein. Karnataka grenzt an den Stadt Kerala, der im Süden liegt, an Maharashtra, im Norden, wo die Hauptstadt Mumbai gelegen ist, an Teleangana, im Nordosten Karnatakas und im direkten Zentrum Indiens liegt. Darüber hinaus grenzen Andra Pradesh östlich an Karnataka und Tamil Nadu, im Süd-Osten an Karnataka.

Karnataka und Tamil Nadu liegen seit Jahrzehnten im Streit um den Fluss Cauvery, der die Wasserhauptversorgung für BEIDE Staaten sichert. 2016 kam es deshalb zu Ausschreitungen in Bangalore und in Städten in Tamil Nadu, bei denen in Bangalore Fahrzeuge aus Tamil Nadu angezündet worden sind und sich riesige Menschenmengen versammelt haben um gewalttätig zu protestieren.
Diese Reaktion spiegelt die Angst und die Unzufriedenheit der ländlichen Bevölkerung wieder, die durch den Wassermangel ständig in Angst um ihre Existenz leben müssen. Denn ohne das Wasser können die Bauern ihre Felder im trockenen Süden nicht bestellen. Besonders, wenn der Monsun nicht regenreich ist, kommen die Bauern in Not. 2016 war einer der regenärmsten Jahre Indiens und somit wurde die Not noch drastischer. Es kam eben zu solchen Ausschreitungen und Protesten. Tamil Nadu und Karnataka stehen einem ernsthaften Problem für die Zukunft gegenüber, dass sie lösen müssen.

Bangalore war äußerst wasserreich, aber die Urbanisierung und den technischen Fortschritt des Landes und der Stadt, wurde auf Kosten der Umwelt erbaut.
Bangalore hat die Hälfte der Seen verloren, das es einst hatte. Und auch die
Begrünung durch Parks und umliegende Wälder wurde nach und nach weniger. Ich habe einen Interessanten Artikel dazu in der Zeitung The Hindu gelesen, der die Lage der Seen und Grünanlagen vor 50/60 Jahren zeigte und im Vergleich zu 2015.
Die Briten haben in der Kolonialzeit viele Grünanlagen, Alleen und Seen angelegt, die heute durch Umweltverschmutzung und Missachtung der Natur heute entweder gar nicht mehr existieren oder so sehr verschmutzt sind, dass sie stinken und voller Trauer daliegen.

Bangalore hat einen uuuuunglaublichen Sprung gemacht. In 15 Jahren hat sich die Bevölkerung verdoppelt!
Von knapp 5 Millionen Menschen 2001 auf knapp 10 Millionen! Durch riesige IT Firmen, aber auch durch einen großen Militärstützpunkt, hat sich Bangalore immer weiterentwickelt. Leider trifft das auf die Infrastruktur von Bangalore nicht zu. Es gibt viele, sehr miserable Straßen, die Straßen, die gut sind, sind überfüllt und es herrscht Chaos und Stau. Die Rush-Hour, in der jeder die größeren Straßen benutzt, ist grauenhaft. Um in die Innenstadt zu kommen muss man 45 Minuten bis 2 STUNDEN einplanen. Es kommt ganz darauf an, wann man mit dem Bus (oder Taxi, macht dann keinen Unterschied mehr) los fährt. Es gibt eine riesige U-Bahn Projekt, das nach und nach fertig gestellt wird. Aber die Stadtverwaltung trifft auf Probleme mit dem Boden, was die Arbeiten sehr erschwert! Es gibt 2 Linien, die sich kreuzen. Aber man merkt, dass die riesigen Gebäude für wesentlich mehr Menschen und Linien ausgelegt sind. In weiteren 5 Jahren, wird die U-Bahn (hoffentlich) den Verkehr entlasten und so die Stadt verschönern. Keine Staus mehr, weniger Luftverschmutzung – sprich eine komplette Entlastung für den Verkehr, eine gute/bessere Alternative!

Aber WENN man es ENDLICH mal ins Stadtzentrum geschafft hat, bietet Bangalore einen ALLES. Von riesigen Malls, in denen man westlich einkaufen kann, bis hin zu traditionellen Märkten und Staßenbasaren, auf den man einfach alles bekommt – nur billiger, weil gefälscht! ^^
Dazu hat man in Bangalore die Möglichkeit billig und sehr gut essen zu gehen. Das trifft auf fast ganz Indien zu, aber Bangalore bietet einem Flair an, dass ich kaum wo anders in Indien gespürt habe.

Es ist die Mischung aus vielen jungen, internationalen Menschen kombiniert mit den alten, traditionellen Bangalore. Es stehen westliche Restaurants, neben den einfachen, indischen Straßenständen. Und beide sind sehr gut besucht!
Es ist die Mischung aus Reichtum durch Unternehmen und die hoffnungsvolle Armut, die die Menschen versuchen hier zu entkommen. Die ich sehe, wenn ich in meinem Projekt arbeite und mich mit den Kindern unterhalte.

Es gibt eine riesige Partyszene, mit so vielen Menschen, aus so vielen verschiedenen Ländern. Diese Stadt hat einfach alles. Aber was mich besonders fasziniert ist, ist, dass ich bisher nur Menschen getroffen habe, die positiv und hoffnungsvoll sind. Die zufrieden sind. Es sind so viele Leben hier in Bangalore, so viele Geschichten und Gesichter zu diesen.

Bangalore ist Zukunft. Zukunft für die, die schlau sind. Damit meine ich nicht unbedingt einen Collegabschluss! Ich meine schlau! Solche, die die Chance erkennen und nutzen, werden hier erfolgreich sein. Ein Business aufbauen, ein Collegeabschluss machen, einer Firma beitreten und sich hocharbeiten. Bangalore hat viel Potential, viel Potential nach oben, aber so wie es in Städten nun mal ist, auch nach unten.

Ich habe mich glaube ich in diese Stadt verliebt. Ich kann verstehen, warum Menschen ein Leben lang in Städten wohnen und ihr Glück suchen. Es gibt so viele Möglichkeiten.
In diesem Sinne!
Euer Philipp ;)



Freitag, 3. Februar 2017
11. Was es so Neues gibt
Hallo alle miteinander!

Lang ist's her, dass ich was Neues veröffentlicht habe, aber es gab auch nichts Neues. Ich habe einen guten Arbeitsrhythmus und es macht mir immer noch Spaß die Kleinen zu unterrichten. Die Kolleginnen und der Wärter haben mich richtig ins Herz geschlossen und ich sie! Ich und die kleinen Frücht'chenEs ist schön am Morgen in die Klasse zu kommen, den guten Morgen ruf der Kinder zu empfangen und von den Lehrerinnen schon freundlich begrüßt werde und dann mit den Langsamen und Schwierigen Kindern in mein Klassen- zimmer zu gehen. Ich und die kleinen Frücht'chen
Ich übernehme diese Kinder, damit die Lehrerinnen genug Zeit haben für die "Schnelleren Schüler". Dafür kann ich mich dann voll und ganz auf die Förderung meiner Kleinen Studenten fokussieren. Das sind in der Regel, zwei Gruppen mit 4/5 Kindern.

Aber ich lasse es etwas langsamer angehen als die Lehrerinnen hier. Das Unterrichten unterscheidet sich nämlich schon ziemlich stark von dem was ich in Deutschland so erlebt habe. Und das eben schon in den ersten Jahren (4-6) Ich spiele mehr mit ihnen, gebe den Kindern Dinge zum Anfassen und lasse sie rumspringen beim Zählen oder Tiernamen für die Buchstaben finden.
Manchmal klappt es gut - mal eben nicht. Mal haben die Kinder keinen Draht zu meinen Methoden - mal schon. Mal sind sie unruhig - mal super gut dabei! ^^
Jeder Tag ist also von neuem spannend und interessant.












In meiner Gastfamilie kracht es grade ein bisschen. Die Aufteilung der Zimmer ist zurzeit ein Problem und beschäftigt die ganze Familie. Aber es sind nur noch FÜNF Monate und alle wollen sich zusammenraufen, sodass die Zeit noch harmonisch abläuft. Wir hatten aber schon ein, zwei hitzige Diskussionen.

Ansonsten treffe ich mich viel mit anderen Freiwilligen und gehe aus. Aber ich habe auch einige indische Kontakte. Im Fitnessstudio, das ich regelmäßig besuche, habe ich ein paar nette Leute kennengelernt und auch beim Busfahren kommt man oft ins Gespräch. Neben den anstarren (von einigen Indern), unterhalten sich jüngere Inder auch gerne mit mir. Es macht Spaß zu erfahren was diese so in ihrem indischen Alltag so machen. Und meist ist es dasselbe, wie bei mir in der Schulzeit. Schule - Freunde treffen - Hobbies - dann wieder Schule.
Meinen Text kann ich mittlerweile im Schlaf aufsagen, aber ab und zu hänge ich dann noch Erfahrungsberichte von meinen Reisen dran. Daraufhin fangen die Inder auch von ihren Reisen/Trips an zu erzählen und ich bekomme neuen netten Flausen in den Kopf gesetzt, wo ich jetzt als nächstes hin gehe. Oder welches Essen ich als nächstes probiere. Denn dieses Land IST einfach riesig. Von der Fläche, von der Einwohnerzahl, von der Vielfalt der Küche bis hin zu den Charakteren. Jeder ist anders drauf und es macht Spaß mir ihre Ansichten anzuhören und ab und zu auch mal zu diskutieren.

Trotzdem bin ich ganz schön platt mittlerweile und. Dazu kommt das (ziemlich spät einsetzende) Heimweh. Ich vermisse meine Familie schon ganz schön und würde gerne mal wieder mit ihnen zusammen was unternehmen. Auch meine Freunde fehlen mir, wohl genauso sehr wie meine Familie. Aber es sind (nur) (gottseidank) (leider nur) noch 5 Monate. Mal sehen ob es mit dem Heimweh bald vorbei ist.

Bis dahin!

Euer Philipp :)