Montag, 24. April 2017
13. Neue Aufgaben zum Ende
Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Ich weiß, lang ist es her und ja ein bisschen schäme ich mich auch, aber dieser Blog ist nun mal meine Art von Tagebuch. Wohl eher Wochen oder Monatsbuch…
Nun was gibt es denn neues?

Ich habe meine Arbeit in der Vorschule aufgegeben und habe eine neue Aufgabe in SUKRUPA übernommen. Da uns nun ein Computerraum zur Verfügung steht, wurde ich mit der Aufgabe betraut, dort zu lehren.

Es steht mir außerdem ein Smart-TV zur Verfügung. Mit Computern und Fernseher habe ich mir eine (glaube ich) spannende Unterrichtsgestaltung ausgedacht.
Mir wurden zu Anfang Themen der einzelnen Klassen gegeben, die im Schuljahr abgearbeitet wurden. In jeder 40 minütiger Schulstunde habe ich erst 30 min ein Thema behandelt. Mal war es ein Thema, dass die Kinder schon einmal hatte, wie das Mughal Empire, oder doch was komplett Neues über die Umwelt. Ich konnte meinen Unterricht frei gestalten und tun was immer ich wollte. Es ist echt klasse so unabhängig alles gestalten zu können.
Damit die Kinder aber nicht das Interesse und die Motivation verlieren, gab es am Ende manchmal noch eine Folge Mr. Bean oder andere lustige Videos!

Auch hier ist es immer ein auf und ab. Mal so mal so. Mal sind die Kinder ruhig und konzentriert, hören mir zu und sind motiviert, mal wollen sie nur Mr. Bean gucken und quatschen die gaaaanze Zeit durch!

Aber es ist schön gewesen. Mittlerweile sind auch schon Sommerferien und ich habe keine Schüler mehr, die mir meine Nerven rauben.
Stattdessen baue ich die Videomediatek noch weiter aus. Ich downloade mit dem Wlan im Büro Videos, die die Lehrer und vielleicht auch die nächsten Freiwilligen benutzen können. Mittlerweile habe ich Videos für Englisch, Mathe, Umwelt, Geschichte, Politik, Allgemeinwissen, Spaßvideos, und Experimente rausgesucht. Dazu kommt ein YouTube-Account den ich eingerichtet habe. Mit diesem ist es möglich weitere Videokanäle anzuschauen und den Kindern noch mehr hochwertige Lehrvideos zu zeigen.

Die Inder haben ein ziemlich gut gefülltes Curriculum und viele Lehrer oder Studenten bieten Lehrvideos auf YouTube an. Ich denke, dass das etwas damit zu tun hat, dass es mehr Privatschulen gibt, und somit noch mehr Wert auf moderne Lehrmethoden gelegt wird. (Ist aber nur eine Vermutung).

Jedenfalls ist es schön zu wissen, dass ich etwas mache, dass etwas länger währt. Natürlich hoffe ich, dass die Kinder sich lange an mich erinnern, aber Erinnerungen verblassen nun mal auch…
Jetzt schreibe ich gleich noch meinen Endbericht für die Schule, in dem ich wohl auch noch ein bisschen Kritik äußern werde. Es gab in den letzten Wochen nämlich noch viele Unruhen, die ich erstmal in meinem Kopf analysieren muss, bevor ich euch mehr darüber erzählen kann.

Ich hoffe, dass das kleine Update euch gefallen hat. Ich hoffe ich werde bevor ich abreise noch mehr schreiben. Es geht mir viel durch den Kopf, denn das Jahr ist schon bald zu Ende. Es dringen jetzt schon vergangene Erinnerungen in meinen Kopf, die ich ganz zu Anfang gemacht habe. Seltsam… hier konnte ich meine Entwicklung wirklich mitverfolgen. Ich habe mich sehr auf mich konzentriert und versucht zu sehen, wo meine Stärken liegen, wo die Schwächen, was mir gefällt und nicht. Und ich glaube, dass ich ein bisschen mehr Selbsterkenntnis dazu gewonnen habe. Manchmal schätzt man sich komplett anders ein, und dann PUFF, erkennt man, dass man doch eigentlich anders gestrickt ist. Es ist spannend und ein bisschen angsteinflößend.

Ich bin gespannt auf Deutschland. Auf Deutschland, meine Familie, meine Freunde und die Wirkung die wir gegenseitig auf einander haben. Trotzdem sehe ich dem ganzen entspannt entgegen. Spontanität habe ich nämlich hier in Indien gelernt. Man plant alles im Kopf durch und dann entwickelt sich doch alles anders, aber ich bin entspannt und lass mich mal mittreiben…

Damit entspannte Grüße aus dem sonnigen Indien
Euer Philipp :)



Freitag, 3. März 2017
12. Bangaluru
Bangalore
Wo gehst du denn genau hin, wenn du in Indien bist? In ein Dorf? Kleinstadt? Großstadt? Metropole?

Das habe ich mich in meiner Vorbereitungszeit auch oft gefragt. Die Frage wurde auch oft von Freunden, Verwandten und Spendern gestellt. Ich wusste es nicht zu 100%!

Ich wusste, dass es wohl in den Süden Indiens geht, aber wohin genau…
Klar konnte ich Präferenzen angeben, aber ich wusste schon, dass nicht alle berücksichtigt werden können. Ich habe Großstadt angegeben, denn ich war ein wenig gelangweilt von Bad Gandersheim, meinem kleinen Dörfchen. Ich spielte ja schon immer mit dem Gedanken in eine größere Stadt zu ziehen um zu Arbeiten oder zu Studieren.

Ich gab also Großstadt an, die es in Südindien schon recht häufig gab. Bei einer Population von knapp 1,3 MILLIARDEN Menschen musste es größere Ballungsgebiete geben. Und natürlich gibt es diese auch. Meine Organisation AFS hat mich gemäß meiner Präferenzen dann nach BANGALORE geschickt.

Bangalore ist heutzutage die Hauptstadt Karnatakas, des reichsten Staates Indiens. Es ist im Osten Karnatakas gelegen und im Zentrum Indiens. Karnataka selbst zieht sich relativ weit nach Norden, die Westküste hoch und dehnt sich weit ins Landesinnere Indiens hinein. Karnataka grenzt an den Stadt Kerala, der im Süden liegt, an Maharashtra, im Norden, wo die Hauptstadt Mumbai gelegen ist, an Teleangana, im Nordosten Karnatakas und im direkten Zentrum Indiens liegt. Darüber hinaus grenzen Andra Pradesh östlich an Karnataka und Tamil Nadu, im Süd-Osten an Karnataka.

Karnataka und Tamil Nadu liegen seit Jahrzehnten im Streit um den Fluss Cauvery, der die Wasserhauptversorgung für BEIDE Staaten sichert. 2016 kam es deshalb zu Ausschreitungen in Bangalore und in Städten in Tamil Nadu, bei denen in Bangalore Fahrzeuge aus Tamil Nadu angezündet worden sind und sich riesige Menschenmengen versammelt haben um gewalttätig zu protestieren.
Diese Reaktion spiegelt die Angst und die Unzufriedenheit der ländlichen Bevölkerung wieder, die durch den Wassermangel ständig in Angst um ihre Existenz leben müssen. Denn ohne das Wasser können die Bauern ihre Felder im trockenen Süden nicht bestellen. Besonders, wenn der Monsun nicht regenreich ist, kommen die Bauern in Not. 2016 war einer der regenärmsten Jahre Indiens und somit wurde die Not noch drastischer. Es kam eben zu solchen Ausschreitungen und Protesten. Tamil Nadu und Karnataka stehen einem ernsthaften Problem für die Zukunft gegenüber, dass sie lösen müssen.

Bangalore war äußerst wasserreich, aber die Urbanisierung und den technischen Fortschritt des Landes und der Stadt, wurde auf Kosten der Umwelt erbaut.
Bangalore hat die Hälfte der Seen verloren, das es einst hatte. Und auch die
Begrünung durch Parks und umliegende Wälder wurde nach und nach weniger. Ich habe einen Interessanten Artikel dazu in der Zeitung The Hindu gelesen, der die Lage der Seen und Grünanlagen vor 50/60 Jahren zeigte und im Vergleich zu 2015.
Die Briten haben in der Kolonialzeit viele Grünanlagen, Alleen und Seen angelegt, die heute durch Umweltverschmutzung und Missachtung der Natur heute entweder gar nicht mehr existieren oder so sehr verschmutzt sind, dass sie stinken und voller Trauer daliegen.

Bangalore hat einen uuuuunglaublichen Sprung gemacht. In 15 Jahren hat sich die Bevölkerung verdoppelt!
Von knapp 5 Millionen Menschen 2001 auf knapp 10 Millionen! Durch riesige IT Firmen, aber auch durch einen großen Militärstützpunkt, hat sich Bangalore immer weiterentwickelt. Leider trifft das auf die Infrastruktur von Bangalore nicht zu. Es gibt viele, sehr miserable Straßen, die Straßen, die gut sind, sind überfüllt und es herrscht Chaos und Stau. Die Rush-Hour, in der jeder die größeren Straßen benutzt, ist grauenhaft. Um in die Innenstadt zu kommen muss man 45 Minuten bis 2 STUNDEN einplanen. Es kommt ganz darauf an, wann man mit dem Bus (oder Taxi, macht dann keinen Unterschied mehr) los fährt. Es gibt eine riesige U-Bahn Projekt, das nach und nach fertig gestellt wird. Aber die Stadtverwaltung trifft auf Probleme mit dem Boden, was die Arbeiten sehr erschwert! Es gibt 2 Linien, die sich kreuzen. Aber man merkt, dass die riesigen Gebäude für wesentlich mehr Menschen und Linien ausgelegt sind. In weiteren 5 Jahren, wird die U-Bahn (hoffentlich) den Verkehr entlasten und so die Stadt verschönern. Keine Staus mehr, weniger Luftverschmutzung – sprich eine komplette Entlastung für den Verkehr, eine gute/bessere Alternative!

Aber WENN man es ENDLICH mal ins Stadtzentrum geschafft hat, bietet Bangalore einen ALLES. Von riesigen Malls, in denen man westlich einkaufen kann, bis hin zu traditionellen Märkten und Staßenbasaren, auf den man einfach alles bekommt – nur billiger, weil gefälscht! ^^
Dazu hat man in Bangalore die Möglichkeit billig und sehr gut essen zu gehen. Das trifft auf fast ganz Indien zu, aber Bangalore bietet einem Flair an, dass ich kaum wo anders in Indien gespürt habe.

Es ist die Mischung aus vielen jungen, internationalen Menschen kombiniert mit den alten, traditionellen Bangalore. Es stehen westliche Restaurants, neben den einfachen, indischen Straßenständen. Und beide sind sehr gut besucht!
Es ist die Mischung aus Reichtum durch Unternehmen und die hoffnungsvolle Armut, die die Menschen versuchen hier zu entkommen. Die ich sehe, wenn ich in meinem Projekt arbeite und mich mit den Kindern unterhalte.

Es gibt eine riesige Partyszene, mit so vielen Menschen, aus so vielen verschiedenen Ländern. Diese Stadt hat einfach alles. Aber was mich besonders fasziniert ist, ist, dass ich bisher nur Menschen getroffen habe, die positiv und hoffnungsvoll sind. Die zufrieden sind. Es sind so viele Leben hier in Bangalore, so viele Geschichten und Gesichter zu diesen.

Bangalore ist Zukunft. Zukunft für die, die schlau sind. Damit meine ich nicht unbedingt einen Collegabschluss! Ich meine schlau! Solche, die die Chance erkennen und nutzen, werden hier erfolgreich sein. Ein Business aufbauen, ein Collegeabschluss machen, einer Firma beitreten und sich hocharbeiten. Bangalore hat viel Potential, viel Potential nach oben, aber so wie es in Städten nun mal ist, auch nach unten.

Ich habe mich glaube ich in diese Stadt verliebt. Ich kann verstehen, warum Menschen ein Leben lang in Städten wohnen und ihr Glück suchen. Es gibt so viele Möglichkeiten.
In diesem Sinne!
Euer Philipp ;)



Freitag, 3. Februar 2017
11. Was es so Neues gibt
Hallo alle miteinander!

Lang ist's her, dass ich was Neues veröffentlicht habe, aber es gab auch nichts Neues. Ich habe einen guten Arbeitsrhythmus und es macht mir immer noch Spaß die Kleinen zu unterrichten. Die Kolleginnen und der Wärter haben mich richtig ins Herz geschlossen und ich sie! Ich und die kleinen Frücht'chenEs ist schön am Morgen in die Klasse zu kommen, den guten Morgen ruf der Kinder zu empfangen und von den Lehrerinnen schon freundlich begrüßt werde und dann mit den Langsamen und Schwierigen Kindern in mein Klassen- zimmer zu gehen. Ich und die kleinen Frücht'chen
Ich übernehme diese Kinder, damit die Lehrerinnen genug Zeit haben für die "Schnelleren Schüler". Dafür kann ich mich dann voll und ganz auf die Förderung meiner Kleinen Studenten fokussieren. Das sind in der Regel, zwei Gruppen mit 4/5 Kindern.

Aber ich lasse es etwas langsamer angehen als die Lehrerinnen hier. Das Unterrichten unterscheidet sich nämlich schon ziemlich stark von dem was ich in Deutschland so erlebt habe. Und das eben schon in den ersten Jahren (4-6) Ich spiele mehr mit ihnen, gebe den Kindern Dinge zum Anfassen und lasse sie rumspringen beim Zählen oder Tiernamen für die Buchstaben finden.
Manchmal klappt es gut - mal eben nicht. Mal haben die Kinder keinen Draht zu meinen Methoden - mal schon. Mal sind sie unruhig - mal super gut dabei! ^^
Jeder Tag ist also von neuem spannend und interessant.












In meiner Gastfamilie kracht es grade ein bisschen. Die Aufteilung der Zimmer ist zurzeit ein Problem und beschäftigt die ganze Familie. Aber es sind nur noch FÜNF Monate und alle wollen sich zusammenraufen, sodass die Zeit noch harmonisch abläuft. Wir hatten aber schon ein, zwei hitzige Diskussionen.

Ansonsten treffe ich mich viel mit anderen Freiwilligen und gehe aus. Aber ich habe auch einige indische Kontakte. Im Fitnessstudio, das ich regelmäßig besuche, habe ich ein paar nette Leute kennengelernt und auch beim Busfahren kommt man oft ins Gespräch. Neben den anstarren (von einigen Indern), unterhalten sich jüngere Inder auch gerne mit mir. Es macht Spaß zu erfahren was diese so in ihrem indischen Alltag so machen. Und meist ist es dasselbe, wie bei mir in der Schulzeit. Schule - Freunde treffen - Hobbies - dann wieder Schule.
Meinen Text kann ich mittlerweile im Schlaf aufsagen, aber ab und zu hänge ich dann noch Erfahrungsberichte von meinen Reisen dran. Daraufhin fangen die Inder auch von ihren Reisen/Trips an zu erzählen und ich bekomme neuen netten Flausen in den Kopf gesetzt, wo ich jetzt als nächstes hin gehe. Oder welches Essen ich als nächstes probiere. Denn dieses Land IST einfach riesig. Von der Fläche, von der Einwohnerzahl, von der Vielfalt der Küche bis hin zu den Charakteren. Jeder ist anders drauf und es macht Spaß mir ihre Ansichten anzuhören und ab und zu auch mal zu diskutieren.

Trotzdem bin ich ganz schön platt mittlerweile und. Dazu kommt das (ziemlich spät einsetzende) Heimweh. Ich vermisse meine Familie schon ganz schön und würde gerne mal wieder mit ihnen zusammen was unternehmen. Auch meine Freunde fehlen mir, wohl genauso sehr wie meine Familie. Aber es sind (nur) (gottseidank) (leider nur) noch 5 Monate. Mal sehen ob es mit dem Heimweh bald vorbei ist.

Bis dahin!

Euer Philipp :)



Mittwoch, 4. Januar 2017
10. Weihnachten & Silvester - in Indien
Es weihnachtete sehr in Indien! Wie ich schon im vorherigen Eintrag geschrieben habe, bereitete ich ein Schauspiel mit meinen kleinen Kindergartenkinderern vor. Nebenbei habe ich mit meinen 5. Und 6. Klässlern fleißig Weihnachtsdekoration gebastelt und die Schule gestaltet.
Am Samstag den 17.12 war es dann aber endlich soweit und die knapp 40 Kinder konnten ihr einstudiertes Schauspiel den älteren Schülern zeigen.

Neben kleinen Fehlern und Pannen lief alles wunderbar. Kein Kind hat seinen Text vergessen oder ist in Tränen ausgebrochen. Es war wirklich schön und den Kindern hat es sichtlich gefallen. Von den Stunden in denen wir geübt haben bis hin zum Auftritt!

Ich war richtig stolz auf die Kinder, mich und die Lehrerinnen :)! Die Kinder sahen toll!
Auch die anderen Schauspiele der älteren Kinder waren sehr sehenswert, sodass ich trotz 30 Grad in Weihnachtsstimmung verfallen bin.

Knapp eine Woche später, am 23.12 hatten wir den letzten Schultag für das Jahr 2016. Es war eine schöne Feier bei der die Kleinen auch wieder ein bisschen Programm hatten, aber vor allem die Älteren der Schule richtig feiern konnten. Sie gestalteten die Klassenräume wunderschön mit glitzernden Girlanden, Musik und Lichtern! Die Kinder selbst waren nicht weniger bunter gekleidet. Es war eine richtige Party.
Nicht nur Weihnachten wurde gefeiert, sondern auch der Geburtstag unseres Schulleiters.
Es war eine wirklich sehr schöne Feier, die unsere Ferien einläuteten.












Am 24. Entschied ich mich doch tatsächlich dafür eine Einladung anzunehmen und in die Kirche zu gehen.
Der Gottesdienst war im Zentrum der Stadt und ich brauchte geschlagene 90 min bis zur Kapelle. Aber dafür hat es sich gelohnt. Die Weihnachtsstimmung kam nach den ersten zwei Liedern hoch und ich war begeistert von dem Gefühl bei 32° mit Sonnenschein und Palmen einen deutschen Weihnachtsgottesdienst in Indien mitzuerleben. Wenn ich das jetzt so schreibe, hört es sich ziemlich seltsam an…. :D
Danach bin ich mit meinen Mitbewohnern und einigen indischen Freunden noch aus gewesen. Wir saßen in einem richtig netten Restaurant, tranken und aßen ziemlich gut und viel! Es war ein anderes Weihnachten, aber ein Gutes! Bei meiner Familie habe ich mich trotzdem gemeldet und ein bisschen Heimweh schwang doch schon mit. Aber meine Tante, meine Ma, mein Vater und sogar meine Oma meinten, dass ich in Indien besser dran sei, als in Deutschland… Bei 12° und Regen ^^



Die nächsten Tage hieß es dann sich auf Silvester zu freuen. Wir haben uns ein Strandhaus in Uppala gemietet und konnten es kaum erwarten endlich los zu fahren. Mit insgesamt neun Freiwilligen sind wir am 30. in Uppala angekommen.
Natürlich hatten wir für genug Essen und Trinken gesorgt, sodass wir gleich in unseren Pool springen konnten, der nur 200 Meter vom Strand entfernt war.
Es war immer eine SEEEEEEHR schwere sich zu entscheiden, wo man jetzt plantschen gehen sollte.

Die Haushaltspflichten, wie kochen oder einkaufen wurden echt super gut aufgeteilt. Jeder hat mal mit angefasst, aufgeräumt oder ist los und hat noch schnell was beim Kiosk gekauft. Beim gemeinsamen Kochen und Essen konnte man sich außerdem gut austauschen.Was für Erfahrungen im Projekt gemacht wurden, oder es wurden geheime Reisetipps weiter gegeben.

Am Ende unseres Entspannungsurlaubs konnte ich gar nicht fassen, dass vier Tage sooooo schnell vorbei gehen können. Wobei ich auch froh war bald wieder einen geregelten Tagesablauf zu haben ^^
Und so sitze ich nun am 04/01/2017 in meinem Arbeitszimmer in meinem Projekt in Bangalore – in Hebbala – und bin froh in diesem Projekt zu arbeiten.
Ich glaube ich bin mal wieder zu euphorisch, aber ich fühle mich gut und will arbeiten. Mal sehen wie die nächsten Monate werden.
Weniger als 6 Monate bleiben mir noch. 11 Monate sind eben doch nicht allzu viel Zeit.

Also! Bis in sechs Monaten! :) Ich hoffe, dass bis dahin 2017 für Euch ein Erfolg war!
Euer Philipp



Donnerstag, 1. Dezember 2016
9. Weihnachtszeit
Es weihnachtet sehr! Ja auch im entfernten Indien, in Asien, wo die Menschen hauptsächlich hinduistischen oder muslimischen Glaubens sind.
indischer Steinelefant mit WeihnachtsmützeIm Moment arbeite ich im Kindergarten von SUKRUPA. Das heißt ich arbeite mit Kindern von 3 bis 5 jeden Tag 2 ½ Stunden. Es macht unglaublich Spaß, da ich noch von zwei weiteren Lehrerinnen unterstützt werde. Ich kann den Kindern bei Mathe, Englisch und sogar ab und zu in Kannada helfen, die Landessprache hier in Karnataka.

Vor circa einer Woche kam dann die Leiterin der Vor –und Grundschule zu mir und wünschte sich ein Theaterstück zu Weihnachten. Auch die beiden Lehrerinnen des Kindergartens waren überzeugt, dass ein Stück die Kinder begeistern würde.
Ich willigte natürlich sofort ein. Endlich kann ich unsere „westliche“ Kultur, sowie Religion UND MICH in ein Projekt voll und ganz einbringen. Natürlich habe ich das Nachmittagsprogramm, aber das läuft mal so mal so und oft ist das Vermitteln von „unseren“/meinen Werten sehr schwer, bis fast nicht möglich.

Also ergreife ich jetzt diese Chance. Ich wähle das bekannteste Stück aus Deutschland: Ein Krippenspiel zu Jesus Geburt in Bethlehem. Hier ist es aber fast komplett unbekannt. Obwohl es der Grund ist, weswegen wir überhaupt (und auch die Inder zum größten Teil) feiern.
Da ich leider in Deutschland nie selbst an so einem Stück teilgenommen habe (oder mich nicht mehr daran erinnern kann) oder nie selber inszeniert habe, musste ich andere Quellen auftreiben: INTERNET!
Das Internet bietet aber eine riesige Bandbreite an Inszenierungen an. Viele davon muss man sogar kaufen. Das Problem liegt aber mehr daran, dass es zu schwer für 5 jährige ist und nicht auf Englisch.

Also habe ich kurzerhand ein Stück selber geschrieben.
Ich musste etwas kürzen, weil die Geburt Jesus alle etwas gestört hat, aber am Schluss hatten wir ein schönes Skript mit dem wir arbeiten können. Ich habe es extra so geschrieben, dass die älteren Erzähler der Geschichte, den Kindern helfen können, wenn sie zu aufgeregt sind, oder Angst haben und plötzlich ihren Text vergessen. So sind die kleinen abgesichert. Und so schwer sind die Mini-Englisch-Sätze auch nicht. Halt gut in 3 Wochen zu lernen ^^!

Insgesamt 12 Kinder haben eine Rolle, die anderen sind Sterne und Engel, die Singen und Tanzen dürfen. Ein paar Requisiten haben wir auch schon zusammen gesucht.
Mal sehen, ob wir es in drei Wochen schaffen alles so gut zu organisieren, dass wir eine schöne Show haben.

Das ist mein Beitrag zum Weihnachtsfest dieses Jahr :) Ich wünsche euch nachträglich noch alles Liebe und Gute zum ersten Advent und wünsche euch einen schönen zweiten, der folgen wird. Und denkt dran: Wenn am Baum das fünfte Licht ‘lein brennt… haste Weihnachten verpennt ^^ Erster Advent :)
Liebe Grüße!
Weihnachtselfe Philipp



Montag, 14. November 2016
8. Das Projekt "SUKRUPAP"
Soooo, nachdem der Artikel endlich mal abgesegnet worden ist, kann ich endlich mein Projekt vorstellen
In diesem Artikel werde ich auf mein Projekt in Indien zu sprechen kommen. In diesem werde ich elf Monate arbeiten und mich einbringen. SUKRUPA ist eine Schule für benachteiligte Kinder. Dies meint finanziell, familiär oder körperlich benachteiligte Kinder gehen hier zur Schule und lernen hier.

Aber erst ein paar Background-Infos, die ich via Internet und Gesprächen mit meinen Lehrern hier in Indien gesammelt habe.

Die Schulpflicht gilt in Indien seit 2002 für Kinder von 6 bis 14 Jahren. In dieser Zeit ist es für die Familien gestattet ihre Kinder kostenlos auf öffentliche Schulen zu schicken. In urbanisierten Gebieten ist die Zahl von Schulkindern wesentlich höher als die Zahl der Kinder in ländlichen Gebieten. Dies hat einerseits etwas mit der Infrastruktur des Landes zu tun, da Schulen (erst recht höhere Schulen und Unis) kaum in ländlichen Gebieten errichtet werden. Andererseits liegt es aber auch an der noch sehr konservativen Haltung der Familien. Kinder werden zwar eingeschult, aber später brechen diese die Schule ab um die Familien zu unterstützen. So sind tägliche Pflichten: Auf die kleinen Geschwister Acht geben, Wasser holen, den Eltern bei der Arbeit helfen. Egal ob im Haushalt oder bei Jobs.

Nach dem 14. Lebensjahr ist die Schule kostenpflichtig. So können Kinder bis zur achten Klasse umsonst zu Schule gehen, aber die Familien müssen schon ab der neunten Klasse Schulgeld bezahlen. Viele Familien können dieses Geld nicht erübrigen und die Kinder verlassen die Schule. Das Problem zieht sich durch das ganze Schulsystem durch, denn die höheren Schulen – nach der zehnten Klasse – sind ebenfalls kostenpflichtig. Die Kinder durchlaufen nach der zehnten Klasse (16) noch die elfte und zwölfte Klasse bevor sie auf Universitäten und Hochschulen gehen können. Somit ist das System ÄHNLICH wie in Deutschland. Jedoch gilt dort die Schulpflicht bis mind. dem sechsten Lebensjahr und ist für die erste schulische Ausbildung kostenlos!

Das Projekt wurde von Ms. Krupa ins Leben gerufen, die selbst aus schlechten Verhältnissen stammt. Durch Ehrgeiz und Zielstrebigkeit gelang ihr es eine sehr gute Schullaufbahn zu meistern und ging danach in die USA um dort zu studieren und zu arbeiten. Nach einigen Jahre, in den sie ihr Leben erfolgreich aufgebaut hat, kam sie zurück nach Indien um eine gemeinnützige Schule zu gründen, damit Kinder mit ähnlich schweren Verhältnissen eine Chance auf Bildung eine besser Zukunft haben. Es gehen zurzeit 400 Schülerinnen und Schüler im Alter von 5 bis 16 Jahren hier zur Schule.
Mehr dazu findet ihr auf der Projektwebsite SUKRUPA

Das Projekt SUKRUPA selbst, kommt den Familien in verschiedenen Bereichen den Familien entgegen. So bezahlen diese nur ein kleines Entgelt für die Schulbildung der neunten und zehnten Klassen. Die Schule stellt Arbeitshefte, Bücher und Stifte für die Kinder. Darüber hinaus gibt es kostenloses Essen und Nachmittagsunterricht mit vielen kreativen Fächern. Die Schule ist baut auf Spenden durch Privatpersonen oder Firmen und eben auch auf Freiwilligenarbeit. Von Freiwilligen aus dem Ausland, aber auch durch indische Freiwillige die sich einbringen wollen. So gibt es einen Tablalehrer (Musikinstrument), der zwei Mal in der Woche kommt. Ein ehemaliger Schüler, der die zehnte Klasse absolviert hat, lehrt Free-Style-Dance und ein professioneller Schauspielausbilder zeigt den Kindern Theater.

Zurzeit bringe ich mich selber in den Nachmittagsunterricht ein. Ich unterrichte zwei Klassen je eine Stunde. Dazu kommen kleine organisatorische Tätigkeiten, wie die Ausarbeitung eines neuen Stundenplans.
Nach mittlerweile 3 Monaten hier im Projekt habe ich mit dem meisten vertraut gemacht, und kenne schulinterne Abläufe. Den Dialekt der Inder verstehe ich mittlerweile auch besser ^^
Bald bekomme ich einen ausgearbeiteten Stundenplan mit weiteren Fächern, die ich versuche zu vermitteln. Dazu gehören wohl Englisch und Kunst für jüngere Schüler, Französisch und Deutsch für die Seniorschüler und Musik für Junior- und Seniorschüler.


(Engel'chen für Weihnachten; Nachmittagsprogramm)

Ich bin sehr zufrieden mit meinem Projekt. Es ist genau das was ich machen wollte. Dazu habe ich nette Kollegen und eine gute Leitung. Die Mittel sind etwas begrenzt, aber mir wird einiges ermöglicht um mich auszuleben. Meine Arbeit hier wird wertgeschätzt, dass ist das Schönste. Auch wenn ich weiß, dass einige Stunden bisher gefloppt sind… Die Kinder sind eine andere Art des Lernens und der Disziplin gewohnt und ich als recht junger Freiwilliger habe mit Respektlosigkeit und Ungehorsam zu kämpfen. Desweitern muss ich meine Lehrmethoden etwas umstellen und das Ganze auf Englisch/Kannada vermitteln.

Ihr seht, es ist also nicht ganz so leicht. Als unerfahrener, junger und ausländischer Lehrer, der auf (nicht ganz so guten) Englisch unterrichten soll… Ein schwere Kombination, aber ich werde mich durchsetzen und ihnen ein positive Bild von mir mitgeben und hoffentlich einiges Wissen und Tipps
Ich bin zuversichtlich, dass ich hier selber lernen und selber lehren kann.

Es grüßt der Lehrer
Philipp

Mehr Infos zu Sukrupa oder Bilder? Guckst du Google Beispiel



Freitag, 28. Oktober 2016
7. Dashahara in Mysuru und Wandern in den Bergen Tamil Nadus; Teil 2
In meinem restlichen Urlaub ging es über Ooty, nach Wellington über Coonor nach Mettupalayam und von dort aus nach Coimbatore. Von dort ging es ab nach Hause, zurück nach Bangalore.

Bodo and I
Als wir in Mysore am Morgen losfuhren, schien die Sonne und es war richtig schön warm. Auf einer atemberaubenden Busreise über das Flachland von Karnataka bis rein in die Berge Tamil Nadus, sahen wir die Vielfältigkeit von Indiens Natur. Neben Feldern und kleinen Baumgruppen, Palmen und Sonne gab es riesige Wolkenformationen, aufragende Bergketten und Regen. Wir sahen auf der Busfahrt Elefanten und weitläufige Teefelder.
Es war faszinierend zu sehen, wie der Berg ein für sich abgeschottetes System ist. Es fühlte sich so an, als ob der Berg eine Landschaft AUF sich selber hat. Es war alles so weitläufig, grün, durchzogen von Leben und Menschen… Dörfern und kleinen Arbeiterhäusern, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass wir grade auf einem Berg sind. Zumal der Berg mit 2200 Höhenmetern genau 2000 Meter höher ist als die Ebene.
Ich kenne eben nur die Alpen Südtirols. Zerklüftet, steinig und kaum erschlossen. So schien es für mich eigentlich gar nicht mögliche, dass dort oben so viel Leben herrscht.
(oder eben halt nicht...^^)
Aber Ooty war atemberaubend. Groß, voll und wunderschön!! Wirklich! Mit Mysore eine DER schönsten Städte die ich bisher gesehen habe!
Das Willkommen war aber nicht ganz so wie erwartet…. Regen, durchnässte Sachen, Hunger und ein schlechtes Restaurant… Es schien nicht so zu laufen. Auch unser Campingplan viel erstmal ins Wasser.
Wir nahmen uns ein Hotelzimmer für einen angemessenen Preis und besichtigten die Stadt, als der Regen nachließ. Vier Stunden liefen wir herum. Auf dem Markt. Zum botanischen Garten. Wir haben uns sogar einen Kaffee gegönnt. ( 150rs für einen Kaffee = sehr gutes Mittagessen)
Am Morgen wollten wir dann aber endlich Mal die Natur sehen. Also haben wir uns eine Wanderroute rausgesucht, noch zwei wasserdichte Planen gekauft und sind los zum Deddobetta Peak (2600m).

Schon am Abend zuvor haben wir unsere Route geplant und alles verlief wie es sollte. Der Einstieg sah schon sehr vielversprechend aus und auch der Wanderweg war wunderschön. Komplette Ruhe, nur der Wald der mit einem flüsterte. Es war ein schöner, mittelanstregender Aufstieg bis zum Peak. Oben angekommen war es aber umso anstrengender…. FOTOS! Jeder wollte mit uns Fotos machen…Wir aber einfach nur was zu Essen. Also schaufelten wir uns was rein und verabschiedeten uns schnell wieder!
Zurück in den Wald!
On the way to Doddebetta Peak
Wir irrten umher, mit Google Maps und Maps.me.
In Indien ist Wandern nämlich nicht ganz so populär, doch irgendwann trafen wir auf eine Straße, die uns weiter nach Coonoor brachte. Was aber noch unpopulärer ist als Wandern ist Zelten… Doch uns war das egal! Nach knapp 25/30km bauten wir unser Zelt auf einem Weg zwischen einem Teefeld und Wald auf. Doch nicht lange. Unsere Planen hielten…oben… aber der Regen unterspülte unser Zelt und wir soffen ab… jaaaa… schon wieder ins Wasser gefallen….
Also brachen wir nachts um 22 Uhr unser Lager ab und wanderten weiter Richtung Coonoor. Erst hielten wir an einem Bahnhof (24 Uhr) dann an einer Bushaltestelle, weil es zu dolle regnete (1 Uhr). Dort schliefen wir für 2 Stunden, da der Regen nicht nachließ… Dann weiter bis zur nächsten „besseren Bushaltestelle“ die etwas windgeschützter war (4 Uhr). Um 6 Uhr weckte uns dann die (sehr) nahegelegene Moschee.

Also rollten wir unsere Decken und Kram zusammen und machten uns auf nach Coonoor, dass nur noch 1,5km von uns entfernt lag. Dort aßen wir was und mieteten wieder ein Hotelzimmer an, um Sachen zu trocknen und mal auszuschlafen. Am Abend besichtigten wir Coonoor ein bisschen. Aber diese Stadt war im Gegensatz zu Ooty etwas enttäuschend.

Am nächsten Morgen gingen wir zum Bahnhof um unsere Tickets zu kaufen.
Die Reservierung für unser Zugticket nach Bangalore war komplizierte als gedacht und verschling etwas mehr Zeit… schließlich hatten wir dann aber die Tickets.
Nun mussten wir nur noch nach Mettupalayam und von dort nach Coimbatore kommen.

Also beschlossen wir nicht nach Mettupalayam zu wandern, sondern die Bergbahn. Ich war heilfroh, dass wir NICHT gewandert sind, denn das waren richtige Berge… Es wäre absolut nicht lustig gewesen an den nackten Felswänden runter zu irren ohne Weg oder Guide. So genossen wir die wundervolle Aussicht aus dem Zug und kamen am Samstagabend dann in Mettupalayam an.

Das Stadtzentrum sah wundervoll aus. Wie man sich eine asiatische Stadt vorstellen mag. Überall Lichter, Autos, Menschen… Aber genau das richtige Maß.
Geschlafen haben wir… Woanders… ^^ sagen wir, dass wir kreativ waren!
Am Morgen sah die Stadt dann aber nicht mehr ganz so beeindruckend aus. Aber trotzdem genossen wir den letzten Tag unseres Urlaubs. Wir erkundeten noch Mettupalayam, einen Tempel und den großen Fluss in der Nähe.
Am Abend dann fuhren wir dann eine Stunde nach Coimbatore um von dort unseren Zug nach Bangalore zu bekommen. Dieser hatte 45min Verspätung und wir hatten KEINE Sitzplatzreservierung. Sodass wir gemütlich neben den wohlriechenden Toiletten hausten… Blöd nur, dass wir in der Tür des Wagons saßen, und bei jedem Stopp jemand rein wollte….Es waren aber nur 8 Stunden und endlich waren wir in Bangalore.
Bus! Ab nach Hause. Essen. Schlafen. Schlafen. Schlafe. Nun war die Erschöpfung doch zu merken! Aber eine gute Erschöpfung und ich war froh wieder „zu Hause“ zu sein. Natürlich mit Erkältung ^^
in the train back home... next to the toiletDie restliche Woche Ferien habe ich damit verbracht Bangalore zu begutachten. Und ich muss sagen, da gab es was, was echt genial war….
Also haltet euch ran mit dem Lesen!!!

Es grüßt
Philipp (und der "Bodo nebe'm Klo")



Montag, 24. Oktober 2016
7. Dashahara in Mysuru und Wandern in den Bergen Tamil Nadus
In meinen Mid-Term Holidays hatte ich 14 Tage frei, die ich auch ordentlich genutzt habe um der Kultur, den Menschen und der Natur näher zu kommen! In Mysuru, einer nahe gelegenen Stadt feierte ich das Dashahara Festival und machte mich danach auf um in den kalten und regnerischen Bergen Tamil Nadus zu wandern. Wer wissen möchte, was genau das Dashahara ist, sollte googlen, da die Erklärung den Eintrag sprengen würde.

Vom 08/10 bis zum 13/10 ging es also nach Mysuru.
Angefangen hat es mit einer 3 Stunden Zugfahrt. Es schien so als ob der Express einmal ganz Bad Gandersheim (meine Heimatstadt) verschieben würde. Es waren unglaublich viele Menschen, die nach Mysore kamen um dem großen Spektakel beizuwohnen. Auch wir Freiwilligen waren nicht wenige. Insgesamt 12 Personen in einem Hotel, die knapp 10 Mysorianer und dann noch einmal knapp 10 Leute, die sich auf deren Gastfamilien aufgeteilt haben und dort für die Zeit leben konnten. 32 Freiwillige von unserer Organisation und dazu dann noch Freiwillige aus anderen Organisationen die wir getroffen haben. Es war einfach riesig! Market
Gleich nach dem Ankommen sind wir auf den Markt, wo es ziemlich ruppig zuging (und ich natürlich mit dickem Wanderrucksack da rein ^^‘) Dort trafen wir auch Adil, einen Öl –und Färbmittel- Verkäufer, der schon seeeehr viele Freiwillige aus vieeeelen unterschiedlichen Ländern getroffen hat. Adil besitzt unglaubliche viele Bücher mit Einträgen von Freiwilligen, die dort Tipps eintrugen, wie cool doch Adil sei, oder die einfach nur was zum Besten gaben. Sein Reichtum an Einträgen ist unglaublich! Die Bücher sind nach Länder und Zeit sortiert, sodass man sich dort verewigen kann. Ich denke Adil werde ich noch öfter besuchen gehen. Adil the market guy
Neben dem Markt hatten wir aber noch eine FoodExpo auf der man bei 100 Ständen Essen und Trinken kaufen konnte. Das schöne ist, dass Essen in Indien für uns Freiwillige sehr billig ist. So konnten wir morgens, mittags und abends Essen gehen. Dosa (südindische Spezialität), Gobi (Blumenkohl frittiert) oder doch einfach nur Hühnchen mit Reis oder einen vegetarischen Bürger mit Pommes. Es gab wirklich alles. Und alles hat geschmeckt.

In der Stadt selbst wurde geschmückt, aufgebaut und rumgewuselt. Dazu so viele indische Touristen, die selber nicht aus der Region kamen und die ausländische Touristen. Es waren einfach überwältigen Menschenmassen in der kleinen 800 000 Stadt unterwegs.
Wir besichtigten die Stadt, gingen Essen und auch mal was Trinken. Entspannten uns in Parks oder Tempeln und dann war auch schon Zeit für die Parade.
Circle - Parade
Bei der Parade am letzten Tag – am Dienstag – konnte man sich nicht mehr in der Menschenmasse rühren. Es gab auch sehr negative Momente. Beispielsweise die unglaublich dreisten Fotographen, obwohl man schon drei Mal nein gesagt hatte. Man fühlte sich wie die zweite Attraktion in mitten der Menschen. Dazu noch das antatschen, angrabbeln und anstarren. Das Schlimmste war aber mit anzusehen, wie die Polizei Schlagstöcke gegen die Menschen richteten um sie zu zwingen sich auf die Straße zu hocken/setzen damit nicht mehr so viel gedrängelt wird.
Die Drohungen halfen natürlich nichts… Ich bin der Meinung es hat das ganze eigentlich noch verschlimmert.
Circle/Parade
Doch als die Parade wirklich anfing, war das meiste aber vergessen. Alle konzentrierten sich auf die bunt bemalten Elefanten, die riesigen Festwagen, die verschiedenste Sachen darstellten oder präsentierten. Immer begleitet von einer Gruppe Musikern und/oder Tänzern, die sich ebenso bunt und schön verkleideten.
So zog die Parade in den Kreisel ein und verließ ihn dann wieder. Es war magisch. Aber nach 2 Stunden warten und noch einmal 2 Stunden Parade war die Konzentration und Kraft auch vorbei. Besonders der Starke Regen machte es ziemlich ungemütlich. Es war eh überraschend, dass es regnete. Die 4 Tage zuvor gab es keinen einzigen Tropfen…. Vielleich ja ein göttliches Zeichen…

Am Mittwoch ging es dann für mich und Kai-Bodo ab nach Ooty. Eine Stadt in den Bergen Tamil Nadus, die man mit einer 5 Stunden Busfahrt erreichen kann.
Ich kann euch sagen, dass die Busfahrt schon genial war! Was wir in Ooty auf unserem Trip bis nach Coimbatore (87km weiter) so erlebten erzähle ich im nächsten Eintrag!

Es grüßt
der Philipp



Dienstag, 4. Oktober 2016
6. Der alltägliche Alltag
Es sind jetzt 2 Monate vergangen seitdem ich aus Deutschland ausgereist bin. Den groben Rahmen von meiner Zeit habe ich euch bisher ja gegeben. Da gab es einmal das On-Arrival, die Familie und das Projekt, das Ankommen und die ersten Eindrücke.
Das Projekt werde ich noch nachschieben, da die Leitung das erst noch absegnen muss. Da es hier sehr hierarchisch zugeht, muss mein Beitrag eine recht lange Kette durchlaufen, was etwas Zeit benötigt ^^ also: Gehabt euch in Geduld meine Freunde!
Somit bin erstmal fertig mit dem Rückblick und meiner Erklärung des Rahmens in dem ich mich hier in Indien bewege.

Ab jetzt berichte ich euch von besonderen Erlebnissen in meinem – ja doch recht – langweiligen Alltag. Damit ihr einen kleinen Einblick in meinem Alltag bekommt… Bitte! Aber ich habe euch gewarnt :D

Aufstehen tue ich gegen 7/7.15, mache mich fertig, Frühstücke und jaaa…. Ich packe meine Schulsachen zusammen… so wie mein kleiner Gastbruder Om ^^
Um 8/8.15 verlasse ich dann das Haus um mit meinem, etwas in die Jahre gekommenen, Fahrrad zu meinem Projekt zu fahren. Jeden Tag ist es eine spannende Reise, denn man weiß nicht, was einem auf dem Weg alles begegnet oder fast umfährt, umläuft oder auf dich drauffällt…^^ Aber es ist die schnellste Methode um zur Schule zu kommen, es hält halbwegs gesund und es macht mir Spaß. Also fahre ich meine halbe Stunde zum Projekt, wo ich erstmal mein Shirt gegen ein Hemd tausche.
Im Projekt kann dann alles Mögliche passieren. Ich werde gefragt zu unterrichten, irgendwas auszuarbeiten oder mitzuhelfen. Meistens habe ich den Vormittag aber frei und suche mir meine Aufgaben selber. Unterrichtsbesuche, Gitarre reparieren oder spielen, Kannada lernen oder meine Stunden vorbereiten. Am Nachmittag unterrichte ich dann - MEISTENS. Es ist hier alles etwas spontan. Deswegen kann ich nur das aufschreiben, was am HÄUFIGSTENS passiert. Es kam auch schon vor, dass ich 3/4 Stunden die Vorschule betreut habe. Dort sind Kinder von 4 bis 6 Jahren und ich unterstütze die Lehrerinnen und Lehrer.
Nach 8 Stunden Arbeit, von 9 bis 17.30 (mit Pause) fahre ich dann wieder eine halbe Stunde zurück. Meistens bin ich dann so gegen 18 Uhr zurück, dusche direkt oder mache vorher noch Sport.
Wir drei haben uns nämliche eine Hantelstange mit Gewichten gekauft und machen Sport auf unserem Flachdach. Das Sportlern bringt runter, lässt ein über seinen Tag nachdenken und macht Spaß. Nebenbei nimmt man auch nicht zu ^^, denn um 20 Uhr gibt es ChaiTee und Kekse und um 21 Uhr dann reichlich Essen. Ich werde hier eh vollgestopft mit allem Möglichen!! So viel Sport kann ich gar nicht machen, um das wieder los zu werden!!

Ja und nach dem Essen gehe ich in mein Zimmer, nach oben. Schaue mir einen Film an, Lese oder schreibe Blockeinträge. Ihr merkt, irgendwie ist mein Alltag nicht sonderlich spannend.
Aber im Laufe des einen oder anderen Tages passieren dann doch noch mal ungewöhnlichere Dinge als sonst. So werde ich mit meinem Fahrrad angehalten nur um ein Selfie zu machen. Oder Ich bekomme beim Tomatenkauf erstmal 250 Gramm mehr dazu, einfach so. Dazu kommen natürlich noch die Wochenenden, an denen ich entweder komplett rum Gammel um mal auszuspannen und mich auf die nächste Woche vorzubereiten oder wir fahren für einen Kurztrip in die Bangalore Umgebung oder für ein verlängertes Wochenende nach Kidnapper.
Es ist schon spannend. Aber ich merke, dass hier die Sonne und der Himmel, die gleiche Sonne und der gleiche Himmel wie in Deutschland sind. Auch der Alltag ist ein Alltag. Zwar in einer anderen Form als mein damaliger in Deutschland, aber doch ein Alltag. Ich habe das Gefühl schon ziemlich angekommen zu sein. Das ist echt schön, aber natürlich gibt es auch Dinge die mich aufregen und nicht in Ruhe lassen. Der Smog und der Gestank beim Fahrradfahren beispielsweise und dazu dann noch der Verkehr, nerven tierisch. Auch wenn man nur so unterwegs ist. Es ist lauter, voller und enger. Das Dorfkind in mir wünscht sich seinen Balkon mit schönem ruhigem Ausblick auf den alten Aldi und das dänische Bettenlager zurück. ^^‘
Im Ganzen betrachtet kann ich jedoch sagen: Geil! Und ich bin froh gegangen zu sein…. Warum, erzähle ich euch in meinem nächsten Eintrag ausführlicher!

Grüße :)
Philippo



Freitag, 16. September 2016
5. Unsere Familie
Hallihallo
Mein kleiner Gastbruder und ich wünschen euch viel Spaß beim Lesen :)

My little hostbrother: OM Aufgenommen hat uns – Maxim, Fabio und mich – Praveen mit seiner Frau Veena (beide um die 30) und deren sechsjähriger Sohn Om. Praveen holte uns am Montagmorgen (08.August) aus einem Bangalore-Hostel ab. In diesem übernachteten wir von Sonntag auf Montag nach vorheriger Busfahrt von Kundapur nach Bangalore.
Schon auf dem Weg nach „Hause“ brach Praveen gleich das Eis und informierte uns über alles Mögliche. Alles konnten wir uns zwar nicht merken, aber es ist doch viel hängen geblieben und der erste Kontakt war hergestellt.


Unser neues Zuhause liegt in nahe Shakar Nagar bei Kodegehalli, eine netter Vorort von Bangalore mit guter Anbindung zur Stadtmitte. Um uns herum sind viele Parks und Grünanlagen.
On the right site, with the microphone: my hostdad PraveenDas Stadtleben ist trotzdem immer noch voll da, denn unserem Heimatdistrikt ist auch nicht unbedingt klein…. Wir selber leben aber nun in einem kleinen, grünen, recht ruhigen Bezirk mit schöner Wohnung.
2 Zimmerwohunung mit Küche, Wohnzimmer und 2 Badezimmern. Dazu noch ein Zimmer auf dem Dach mit WC. Boden und Küche sind aus wunderschönem schwarzen Mamor. Es gibt im Wohnzimmer einen älteren Fernsehr und eine gemütliche Couch dem Fernsehr gegenüber. Dazwischen ein kleiner, flacher Tisch. Nahe der Tür steht der Plastikesstisch mit Plastikstühlen. Hier im Wohnzimmer spielt sich eingentlich das ganze Familienleben ab. Abends fern sehen und gemeinsam essen. Reden oder einfach nur entspannen.

Alles machte für mich einen sehr bodenständigen und normalen ersten Eindruck. Es war irgendwie enttäuschend…. Enttäuschend normal... ^^‘

Irgendwie seltsam war jedoch, dass die ganze Familie bei unserer Ankunft recht festlich gekleidet waren…
Praveen meinte zu uns, dass wir ruhig ins Zimmer gehen sollen und uns ausruhen sollen und dass sie selber nun erstmal weg sind…
Kein Problem dachten wir. Sooooo lange gehen die bestimmt nicht weg….
Schlussendlich saßen wir knapp 9/10 Stunden im Wohnzimmer herum und haben Karten gespielt, Filme geschaut, Musik gehört oder PC-Spiele gestartet. Alles was wir hatten, waren ein paar Snacks, Früchte und Wasser ^^ Es war ein spannender Start. Als die Familie dann am Abend zurückkehrte, gab es großes Essen. Verschieden Sorten Curry und Reis. Dazu eine Art Linsen und Bohnen. (Ich kann mir die Namen der Gerichte einfach nicht merken!) und Chapati!

Alles im allen war die erste Begegnung einfach stinknormal. Was das ganze schon wieder abnormal gemacht hat. Denn wer erwartet denn, dass eine Familie 3 wildfremde Freiwillige einfach 10 Stunden alleine im Haus lässt und ihnen alles anvertraut!? (Zwischendurch war auch der Kabelfernsehfutzi da und wollte die Rechnung einkassieren ^^)
Ich fand’s einfach nur lustig und fühlte mich von Anfang an wohl. So wie immer noch. Es war nach dem Motto: “Du willst zur Familie gehören? ... OK.“!
Nichts Besonderes. Lediglich ein paar Einweisungen und Erklärungen.
Es macht bisher echt Spaß mit der Familie.

Natürliche haben wir ein paar Haushaltspflichten, aber auch die sind ertragbar, dafür, dass man so eine tolle Familie erwischt hat, die einem zuhört, hilft und durch die Gegend fährt.

Also, die Familie ist also Bombe. Dann fehlt also nur noch das Projekt.
Darüber schreibe ich im nächsten Eintrag ;)

See you!

Philippkumar! :)

Maxim (right), Fabio (left) 
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Flower festival Lalbagh park in Bangalore